»Lochmann erzählt humorvoll, ohne übertriebene Bitterkeit oder moralischen Zeigefinger.«
theatermail nrw
Wer Alexej Lochmann einmal auf der Bühne erlebt hat, wird seine mitreißende Schauspielkunst nicht mehr vergessen. Lochmanns Herkunft ist angesichts der aktuellen politischen Ereignisse interessant und ziemlich verwirrend: Geboren in Qaranghandy in Kasachstan, wuchs er in den 90er-Jahren in Hamburg als Kind einer Spätaussiedlerfamilie mit einem russland-deutschen Vater und einer ukrainisch-russischen Mutter auf. Seine Familie war damals und ist bis heute gefordert, sich immer wieder neu zu erfinden, musste mehrfach vertraut gewordene Orte verlassen und hat trotzdem oder vielleicht gerade deswegen auch immer wieder Stücke ihrer alten Heimat mitgebracht in die neue. Lochmanns Soloabend handelt von der Zerstreutheit einer Familie in alle Himmelsrichtungen und über mehrere Länder und Ideologien hinweg, von den Ereignissen, die ihre Umzüge und Umsiedelungen auslösten, von Zugehörigkeiten und kulturellen Eigenarten. Wie viele Bäume braucht es eigentlich, bis aus der Steppe ein Wald wird?
Alexej Lochmann gehörte von 2016 bis 2020 zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses, seit der Spielzeit 23/24 ist er Ensemblemitglied des Deutschen Theaters Berlin. Der aus Sibirien stammende Regisseur Nikita Betekhtin musste kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufgrund gefährlich gewordener politischer Äußerungen seine Heimat verlassen. Am Deutschen Theater begegnete er dem Schauspieler Alexej Lochmann, wo sie gemeinsam diesen Theaterabend entwickelten.
Eine Produktion des Deutschen Theater Berlin
mit Alexej Lochmann
Regie: Nikita Betekhtin
Ausstattung: Ramona Hufler
Dramaturgie: Karla Mäder
Regie- und Dramaturgieassistenz: Lara Maria Bruckschen
Fotos: Frol Podlesnyi