»Eine Gesellschaft schafft eine Armee, die eine Gesellschaft schafft« (aus »War Diaries«)
Die deutsche Schauspielerin und Regisseurin Nadia Migdal und der israelische Schauspieler und Theatermacher Uri Fahndrich leben gemeinsam mit ihrer vier Monate alten Tochter Alma in Tel Aviv. An dem Samstagmorgen, an dem die Hamas Israel angriff, war die kleine Familie zu Hause – und schon eine Stunde später für lange Zeit auseinandergerissen. Uri wurde als Reservist einberufen, Nadia und das Baby holten Freunde ab, die einen Schutzraum zu Hause haben. Noch ohne zu ahnen, welch traumatische Zeiten anbrechen würden, beschlossen die beiden Tagebuch zu führen. Drei Wochen später rückt Uri als Kommandant einer Kompanie von 80 Soldaten in den Gazastreifen ein. Das Paar ist durch Funkstille getrennt …
Nadia und Uri entwickeln für das asphalt Festival auf Basis ihrer Kriegstagebücher eine dokumentarische Theaterperformance, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Realitäten des israelisch-palästinensischen Konflikts blickt. Allein auf israelischer Seite verbringen seit dem 7. Oktober über hunderttausend Eltern als Soldat*innen ihren Alltag auf einem Schlachtfeld. Was passiert mit einer Gesellschaft unter solchen Bedingungen? Generationen werden mit den traumatisierenden Folgen des Krieges umgehen müssen. Wie hat dieser Krieg Nadia und Uri verändert? Was bedeutet es konkret, wenn Zerstörung und Hass, Angst und Wut Einzug in den Alltag halten? Unter Einbeziehung der persönlichen Video- und Tonaufnahmen, die in Gaza und Israel eingefangen wurden, entsteht ein dichtes Zeugnis des Alltags im Krieg und zeigt seine zerstörerische Kraft auf.
Uri Fahndrich wurde 1993 in Jerusalem geboren und absolvierte das Nissan Nativ Acting Studio in Tel Aviv. Er arbeitet als freischaffender Schauspieler, Produzent und Theatermacher an verschiedenen Theatern in Tel Aviv.
Nadia Migdal, geboren 1984 in Herne, arbeitet freischaffend für Theater, Film und Fernsehen und lebt in Tel Aviv und Bochum. Sie spielte an zahlreichen Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit 2018 arbeitet sie vermehrt in Israel und erhielt Einladungen als Artist in Residence in Herzliya und Arad. 2011 wurde sie in der Fachzeitschrift Theater Heute als beste Nachwuchsschauspielerin nominiert, 2020 und 2021 mit dem Korso-op. Kollektiv für die beste Inszenierung.
Der schweizerisch-israelische Schauspieler, Musiker und Performer Meni Gross absolvierte sein Studium ebenfalls am Nissan Nativ Acting Studio. Er erschafft reichhaltige, immersive Klanglandschaften für Theaterproduktionen und realisiert eigene Projekte.
Fotos: Nadia Migdal, Vincenzo Laera, Rafael Shachari, Elise Sarah AF
– – –
Gefördert von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und vom Fonds DaKu
Konzept, Performance, künstlerische Leitung: Uri Fahndrich und Nadia Migdal
Musik, Sound: Meni Gross
Dramaturgie, Outside Eye: Orly Noa Rabinyan
Ausstattung, Video: Malte Lübben
Produktionsleitung: Eric Nikodym
Produktionsassistenz, Untertitel: Khitam Miriam Hussein
– – –
nadiamigdal.com